Katastrophen
Am 27. Januar 1968 rissen im Kanton Uri zwei massive Lawinen elf Menschen in den Tod. Eines der Opfer: die sechsfache Mutter Rosa Arnold (†50). Ihre Kinder erinnern sich an den Schicksalsschlag.
Anian Heierli (Text, Fotos)
«Die Lawine fegte das ganze Haus weg. Mich schleuderte es 150 Meter den Berg hinunter!» Sepp Arnold, heute 70 Jahre alt, erinnert sich gut an die gigantische Schneemasse, die 1968 in Urigen UR runtergeht. Die Naturgewalt zerstört zwei Wohnhäuser, tötet eine Frau – die Mutter von Sepp – und drei Männer.
Es ist nicht die einzige Katastrophe in dieser Nacht: Am 27. Januar geht in Silenen UR die Lawine «Wylerlaui» runter, tötet eine Mutter mit fünf Kindern und einen Mann. Die Retter können nur noch ihre Leichen bergen, jede Hilfe kommt zu spät.
Elf Todesopfer in einer Nacht: Einheimische, die den Winter 1968 im Kanton Uri erlebten, werden ihn nie vergessen. Die ganze Schweiz steht unter Schock. Der Bundesrat stellt 100'000 Franken Nothilfe bereit, der Churer Bischof Johannes Vonderach fährt ins Katastrophengebiet, um Trost zu spenden, und das Rote Kreuz eröffnet ein Sammelkonto.
Die Familie Arnold aus Urigen wird hart getroffen, Mutter Rosa Arnold-Imholz (†50) wird aus ihrer Mitte gerissen. Plötzlich stehen der Ehemann und die sechs Kinder alleine da, das Haus der Bergbauern ist unter den Schneemassen begraben. Trotzdem schauen die Überlebenden nach vorne. Die Arnolds setzen damals alles daran, ihr Heim auf 1300 Metern Höhe neu aufzubauen. Wegziehen kommt für sie nicht infrage.